die letzte Juni-Woche war gefüllt mit inspirierenden Veranstaltungen (in englischer Sprache), herausragenden Gästen, lehrreichen Denkanstößen und literarischer Virtuosität. Zu Gast waren der international renommierte Philosoph Prof. Kwame Anthony Appiah (Ghana/ GB/ USA), die Lyrikerin Lubi Barre (Somalia/ USA/ DE) und die Schriftstellerin Fatin Abbas (Sudan/ USA/ DE), über deren vielschichtige Beiträge wir weiter unten berichten werden.
Bevor wir uns in die Sommerpause verabschieden, geben wir euch noch ein paar Lektüretipps an die Hand - natürlich thematisch passend zu unserer aktuellen Reihe Flügel mit Wurzeln – Dynamische Zugehörigkeiten - und geben euch einen Ausblick auf den vielversprechenden Herbst.
Rückblick auf WINGS WITH ROOTS – Dynamic Belongings
Unsere Auftaktveranstaltung fand am Dienstag, den 25. Juni 2024 im Forum VHS im Museum am Neumarkt mit Kwame Anthony Appiah und seinem Vortrag über dynamische Identitäten und ihre kreativen Potenziale statt. Die international bekannte TV- Moderatorin und Journalistin Liz Shoo moderierte das anschließende Gespräch mit Lubi Barre, die im Laufe des Abends einige ihrer Prosa Gedichte vortrug. Appiah und Barre tauschten sich dabei unter anderem über ihre Erfahrungen und Beobachtungen zu Identitäten und häufigen Missverständnissen aus sowie über soziale und kulturelle Zugehörigkeiten und kulturübergreifende Gemeinsamkeiten.
“Identities allow people to apply a package of ideas to you.” – Kwame Anthony Appiah
„We have as much in common across identity, as much as we have not in common within an identity; If you want to build African solidarity you first have to acknowledge the differences between Africans.” – Kwame Anthony Appiah
„You know, I never would fit in anywhere and that is my superpower.” – Lubi Barre
Am Vormittag des 26. Juni 2024 hielt Prof. Kwame Anthony Appiah, einen Vortrag über "Political Identity" an der Universität zu Köln. Dr. habil. Johanna Pitetti-Heil begrüßte den berühmten Philosophen in der Aula vor rund 250 Personen, Luvena Kopp stellte ihn und seine umfassende Arbeit vor.
"Für mich persönlich und für meine Arbeit am Englischen Seminar I
der UzK ist die Zusammenarbeit mit stimmen afrikas immer eine immense Bereicherung, und es war eine wunderbare Erfahrung, diese durch den Vortrag Prof. Appiahs nun auch universitätsweit sichtbar machen zu können. Herzlichen Dank, liebe stimmen afrikas!" – Dr. habil. Johanna Pitetti-Heil
"Die Menschen müssen sich nicht einig sein, sie müssen sich nur gegenseitig akzeptieren, das können wir alle." – Kwame Anthony Appiah
Am 26.06. stellte die im Sudan geborene Schriftstellerin Fatin Abbas ihren Roman Ghost Season in der Aula der Kunsthochschule für Medien vor. Rund 60 Menschen lauschten dem anregenden Dialog zwischen der Autorin und Kwame Anthony Appiah, das von der südafrikanischen Künstlerin donna Kukama (KHM Professorin für Zeitgenössische Kunst / Globaler Süden) moderiert wurde.
Zwischen eindrucksvollen Auszügen, die Fatin Abbas aus ihrem Roman vorlas, entstanden interessante Gespräche über Themen wie plurale Identitäten, Klimawandel, afro-diasporische Perspektiven, den colonial gaze und die Freiheit, die das fiktionale Schreiben bietet:
„I wanted to write a story where in the middle of violence people are trying to live their lives. People are falling in love, there are moments of joy… The role of fiction in telling the truth is prevalent in this novel. Telling the stories of imagined characters in an imagined town somehow frees you. It’s my own projection. It’s my own story.“ – Fatin Abbas
Am 27. Juni stand am Bonn Center for Dependency and Slavery Studies der Uni Bonn das Thema
Identities in History im Fokus von Prof. Kwame Anthony Appiah's Gastvortrag.
„Mit Freude und etwas Stolz blicken wir auf das Ergebnis einer Kooperation mit vielen Mitwirkenden aus unterschiedlichen Kontexten zurück.Die Veranstaltungen dieser Reihe verknüpften Appiahs philosophische Ausführungen mit der Lyrik von Lubi Barre und der fiktionalen Erzählung von Fatin Abbas und veranschaulichten auf diese Weise den spannenden und fruchtbaren Dialog zwischen Theorie und Literatur, den wir als Vertreterinnen des literatur- bzw. kulturwissenschaftlichen Lehrstuhls am BCDSS in unserer wissenschaftlichen Praxis erleben. Die Kooperation betonte damit die Bedeutung der Zusammenarbeit über disziplinäre und institutionelle Grenzen hinweg und stand somit ganz im Zeichen von Appiahs grenzüberschreitendem Konzept hybrider Identitäten.“ – Prof. Dr. Pia Wiegmink und Luvena Kopp, Doctoral Researcher and Lecturer, Bonn Center for Dependency and Slavery Studies
„Telling real history means telling the truth. This is very important for the acknowlegement of Black history.“ – Kwame Anthony Appiah
Am 27.06 war Fatin Abbas in der Theodor Wonja Michael Bibliothek zu Gast. In persönlicher Runde erzählte Fatin Abbas im Gespräch mit Cucuteni über ihr Leben, ihr literarisches Schreiben und über geopolitische Themen.
„Die Veranstaltung "Meet the Artist" zusammen mit stimmen afrikas war nicht nur professionell für mich eine tolle Zusammenarbeit. Auch ganz persönlich bin ich berührt von der Bedachtheit und Sensibilität, mit der versucht wird afrodiasporische Themen und Stimmen abzubilden. Last but not least war und bin ich nachhaltig berührt von der Autorin Fatin Abbas. Ich wünsche mir noch mehr dieser Veranstaltungen, die uns als Zivilgesellschaft zusammenbringen und unser Verständnis und unsere Menschlichkeit füreinander stärken.“ – Moderatorin Cucuteni
Die Autobiografie des Cultural Studies-Begründers Stuart Hall verbindet persönliche Erfahrung und Erinnerung mit klugen Diskursen um Race und (Post)Kolonialismus, liefert eine Musik- und Literaturgeschichte des 20. Jahrhunderts und führt in komplexes politisch-kulturelles Denken ein: zugänglich, stellenweise heiter, kohärent und geschmeidig. Das Leben in der Diaspora schärfte Stuart Halls Blick auf Gesellschaft. Seine Erinnerungen zeigen das (post)koloniale Jamaika, das England der 1950er, die Weltpolitik, die Entwicklung der New Left. Eine bereichernde Lektüre für alle, die politisch interessiert sind, sich mit den Themen Race, Identität, Kolonialismus, Kapitalismuskritik befassen und/oder mit der Aneignung von Kultur und Geschichte.
In »Brennen. Brennen. Brennen« klagt Lisette Lombé Rassismus, postkoloniale Kontinuitäten und sexualisierte Gewalt an. Ihre Texte widersetzen sich jedem falschen Schein, ihr Kampf gilt jeder gewalttätigen, allzu oft tödlichen Bedrohung, die wie in ihrem Gedicht »Mein Sohn ist queer« bis hin zur Ausweglosigkeit eines Suizids führt. Sie hinterfragt Klischees und falsche Identitäten, legt wie im Gedicht »Cycloparade« den Finger in die Wunde sozialer und rassistisch überformter Unterschiede.
Lisette Lombé fordert mit ihrer zutiefst antirassistischen, feministischen, queeren Haltung und aufrüttelnden Sprache die Leser*innen vehement zum Handeln auf. Ihre Antwort auf alle Ungerechtigkeiten ist das Ein-Wort-Mantra: Brennen. Brennen. Brennen.
Auch in diesem Jahr gibt es wieder ein vielfältiges Programm mit tollen Workshops und Lesungen für Kinder von groß bis klein. Als Kooperationspartner möchten wir euch insbesondere die Veranstaltung von der Theodor Wonja Michael Bibliothek empfehlen:
Warum Anansi Acht dünne Beine hat – präsentiert von Cucuteni (TWM)
15 Uhr, Seminarraum 2 | Ab 5 Jahren
mehr dazu unter literaturszene-koeln.de/kjbt und in unserem nächsten Newsletter
Do, 26. September 2024 - 18:00 Uhr | RESIDENZ am Dom, An den Dominikanern 6-8, 50668 Köln
Last, but certainly not least, freuen wir uns sehr, euch berichten zu können, dass es im Oktober 2024 mit unserer Reihe Flügel mit Wurzeln – Dynamische Zugehörigkeiten weitergehen wird. Mehr dazu erfahrt ihr in unserem September Newsletter.
Wir verabschieden uns in die Sommerpause und wünschen euch wunderbarerholsame und sonnige Tage. Anfang September hört und lest ihr wieder von uns.
Euer stimmen afrikas Team
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