Enoh Meyomesse mit Auszügen aus seinem bisher unveröffentlichten Roman "Anschluss in Kamerun", Gedichten und Texten aus der eben im Fischerverlag erschienenen Anthologie "Zuflucht in Deutschland".
Eine Veranstaltung von stimmen afrikas im Rahmen der neuen Reihe "Literarische Erinnerungskulturen aus dem frankophonen Afrika".
Enoh Meyomesse eröffnet unsere neue Reihe Literarische Erinnerungskulturen aus dem frankophonen Afrika. Der hegemoniale Anspruch ehemaliger Kolonialmächte spiegelt auch ihrer lange einzig geltenden Geschichtsschreibung wieder. Die unterdrückten Völker wurden nicht nur ihrer Leben und ihrer Zukunft beraubt, sondern auch ihrer Vergangenheit. Viele Schriftsteller*innen afrikanischer Herkunft betrachten es als einen wichtigen Auftrag, ihre Historie nach eigenen Parametern der Überlieferung und des Erlebten zu rekonstruieren und literarisch zu vergegenwärtigen. stimmen afrikas wird unter diesem Aspekt einige profilierte Literaten vorstellen.
Anschluss in Kamerun erzählt von dem Deutschen Ernst Hillgruber, der 1938 im europäischen Viertel der kamerunischen Provinzstadt Misositown einen Laden betreibt. Während der französisch-britischen Invasion 1914-16 hatte er das Land verlassen müssen, war aber ins Land zurückgekehrt, nachdem der Versailler Vertrag das ehemals deutsche Protektorat Kamerun zu einem internationalen Gebiet erklärt hatte, in dem nun alle europäischen Nationen ihre Bürger ansiedeln konnten. So kehrten auch viele Deutsche zurück und nahmen ihre früheren Geschäfte wieder auf. Die französische Kolonialmacht konnte wenig dagegen tun und musste mit Schrecken feststellen, dass manche Kameruner der deutschen Verwaltung nachtrauerten und mit Ernst Hillgruber sympathisierten.
Enoh Meyomesse, geb. 1954 in Kamerun, ist Lyriker, Romanautor, Dramatiker, Historiker und politischer Aktivist. Er studierte in Straßburg und Paris Politikwissenschaften und veröffentlichte in Kamerun zahlreiche Gedichte, Romane, Theaterstücke sowie politische Essays. Zudem arbeitet Meyomesse an einem umfassenden Geschichtswerk über Kamerun. Seine regierungskritische Haltung führte 2011 zu einer dauerhaften Inhaftierung. 2015 kam der Autor, insbesondere durch das Engagement des PEN Deutschland, aus seiner Haft frei und ist Elsbeth-Wolffheim-Stipendiat der Stadt Darmstadt unter der Betreuung des Writers in Exile-Programms des deutschen PEN-Zentrums.
Auf Deutsch erschienen sind die Lyrikbände Gedichte des Häftlings in Kondengui, (Löcker Verlag 2013) Blumen der Freiheit (Löcker/ edition pen 2015), Darmstadt. Eine afrikanische Liebeserklärung (Berlin, Metropol-Verlag 2015) sowie Texte in der Anthologie Zuflucht in Deutschland (Fischer 2017).
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