Parker Bilal ist ein Pseudonym, unter dem der britisch-sudanesische Autor Jamal Mahjoub schreibt. Sein Krimi entführt uns Ende der 1990er Jahre nach Kairo: Hier schlägt sich Makana, ein ehemaliger Kriminalkommissar aus dem Sudan seit der Machtübernahme der Islamisten in seinem Land als Privatdetektiv durch. Nach einer langen finanziellen Durststrecke wird er von dem berühmt-berüchtigten, schwerreichen Unternehmer Hanafi engagiert, um Adil Romario zu finden, seinen persönlichen Protégé und Star der von ihm finanzierten Fußballmannschaft....
Ganz nebenbei spielt die Geschichte in Kairo, der Part der Bösen wird von kriminellen Firmenbossen und islamistischen Fanatikern übernommen. Natürlich erfährt man dabei auch etwas über die ägyptische Gesellschaft: die tiefe Kluft zwischen Arm und Reich, die sich in dem Groll äußert, den Adils früheres Umfeld dem Aufsteiger gegenüber hegt, und die Beziehung zwischen dem autoritären Regime und den islamistischen Strömungen im Land. "Die dunklen Straßen von Kairo" hat alles, was ein gelungener Krimi braucht, ist unaufgeregt erzählt, dabei spannend bis zur letzten Seite.
Im Sudan war er Kriminalkommissar - bis die Islamisten seine Familie ermordeten. Nun hält Makana sich als Detektiv in Kairo mühsam über Wasser. Sein neuer Klient hat Geld, Saad Hanafi kann sich sogar einen eigenen Fußball-Club leisten. Dessen wichtigster Spieler ist verschwunden. Und je länger Makana sucht, desto mehr Dreck und Leichen fördert er zutage und desto mehr bringt er sich selbst in Gefahr.
Parker Bilal gewährt einen tiefen Einblick in die Metropole Kairo, der dem reisenden Touristen vermutlich verwehrt bleibt. Bilal treibt seinen Ermittler zwar auch durch die verwinkelten Gassen der Altstadt und über Basare, schickt ihn aber auch in Neubauviertel, in denen erst halbfertige Betonskelette bereits wieder zu modern beginnen. Die wenigen Häuser der Reichen erscheinen in Bilals Kairo wie Trutzburgen, festungsartig ausgebaute Prunkbauten, die an Schutzbunker in Endzeitthrillern aus Hollywood erinnern.
Wegen dieser Beschreibungen der ägyptischen Hauptstadt, von Karolina Fell treffend aus dem Englischen übersetzt, hat der Roman Parker Bilals die Qualität eines Bildungsromans - und das ist für das Genre des Kriminalromans, wenn er sich so spannend liest, wie "Die dunklen Straßen von Kairo" eindeutig ein Ritterschlag.
Jamal Mahjoub geb. 1960 in London, wuchs in Khartum im Sudan der Heimat seines Vaters, auf. Für seine literarischen Werke hat er zahlreiche internationale Auszeichnungen und Preise erhalten. Auf Deutsch erschienen unter anderem die Romane Der Sternenseher und Die Stunde der Zeichen. Nach vielen Jahren im dänischen Aarhus lebt Mahjoub nun in Barcelona.